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Als endlich der ersehnte Nachmittag genaht war und Käthe, nachdem sie ihren Anzug vollendet, die Straße betrat, war sie wie geblendet von all dem sonntäglichen Glanz und wie betäubt von dem Lärm, der in gemischtem Chor bei all dem Staub in versengender Hitze erschallte.

Die mit Hunderten von Spaziergängern bedeckten Bürgersteige ergossen von ihren Rändern eine ganze Flut von Menschen, gleich riesigen Rinnsteinen, die bei Regengüssen ihr trübes Wasser über das Straßenpflaster wälzen.

Meist waren es Handwerker mit ihren Frauen und Kindern; Soldaten, auf der Suche nach irgend einer nicht allzu grausamen Schönen; oder endlich Unterbeamte mit ihren Familien, die, ihre mageren, schlecht genährten Gestalten dahinschleppend, mit der Menge irgend einen Vergnügungsort aufsuchten, um dort den sauer verdienten Groschen nach den langen, farblosen Wochentagen auszugeben.

Dienstmädchen, am Arme des „Schatzes“, drängten sich durch die Menge, um überall zuerst zu sein. Überzeugt von der Macht ihrer Reize, hielten sie sich selber, trotz der unmodernen zerknüllten Kleider, die ihre plumpen Gestalten bedeckten, für entzückend schön.

Das heiße Verlangen, die verhaßte Herrin nachzuäffen, prägte sich im seltsamen Sonntagsstaate aus, in den diese derben, grobknochigen Frauenzimmer die an die bauschigen Falten des Alltagsrockes gewohnten Formen einpreßten. Schmutzige

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/137&oldid=- (Version vom 1.8.2018)