der Ahnung nahen Unheils und dem vollen Bewußtsein seiner Bestimmung.
Nur zu bald mußte das Übermaß der Kräfte in ihrem Körper stürmisch verlangen, auf ein anderes Wesen überzugehen, welches, sobald es in das Leben gerufen, von diesen von Blut strotzenden Gliedern die Möglichkeit des Daseins, der Bewegung und des Denkens und Handelns empfangen würde.
Unbewußt wünschte Käthe sich diese Erleichterung. Denn instinktiv erriet sie, daß noch eine Arbeit ihrer harre auf der Welt und daß deren Vollendung von ihr selbst ausgehen müsse, von ihrem beschleunigten Blutumlauf und der seltsamen Unruhe, die ihr wie Schauer über den Rücken lief.
Zu beschränkt und geistig zu wenig entwickelt, um zwischen den Erfahrungen in der Kindheit und ihrem gegenwärtigen Zustand die richtige Linie zu ziehen und eine Erklärung zu finden, dachte sie: „Jeder nach seiner Art“, wenn ihr plötzlich der Kopf schwindelte.
Ihr Instinkt aber warnte sie, woher die Schwäche komme: sie hockte zu viel zu Hause und deshalb stieg ihr das Blut in den Kopf. Daher müsse sie sich ein wenig ergehen, dann werde ihr gewiß leichter.
Trotzdem aber verließ sie die Unruhe nicht; manchmal setzte sie ihr sogar um so empfindlicher zu. Dann war ihr, als stecke ihr unter der Haut ein andere Wesen, welches dort mit Gewalt den Ausgang suche.
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/136&oldid=- (Version vom 1.8.2018)