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Mit dem jedem auf Verführung ausgehenden Manne angeborenen Instinkte wurde er geradezu Käthes Todfeind.

Bei näherer Überlegung gelangte er zu der Überzeugung, daß sie eine „Jesuitin“ sei und daß der Widerstand, den sie ihm bei der denkwürdigen Begegnung auf der Treppe geleistet hatte, nichts weiter gewesen als der reine „Jesuitismus“.

Dies dumme, einfältige Frauenzimmer spielte die Heilige und verdrehte die Augen, anstatt, wie alle anderen, ihn einfach mit Fäusten abzuwehren, als er ihr auf dem engen Durchgang begegnete und sie dort ein wenig an die Wand drückte.

Sie verwahrte sich für den Gatten; nur deshalb war sie so spröde. Unter die Haube will sie und denkt irgend einen Dummkopf mit ihrer Unschuld zu fangen.

Und der ganze Zauber ihres sanften Blickes, der ihn damals vorübergehend so blendete und in seiner Seele alle Begierden dämpfte, verschwand vor der rohen Bosheit, die unwillkürlich das ganze Wesen des in seinem Stolze verletzten Mannes erfüllte.

Rücksichtslos überhäufte er sie mit tausend Vorwürfen, die, je irrtümlicher sie waren, um so heftiger wurden, obgleich er ihre Ungerechtigkeit selbst herausfühlte.

Am meisten ärgerte ihn ihr Wunsch, zu heiraten. Nach seiner Ansicht war dies das schlimmste Zeugnis ihrer Moralität:

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/125&oldid=- (Version vom 1.8.2018)