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Und noch lange saß Käthe vor dem kleinen Fenster und starrte auf das Buch wie ein hungriger Bettler, dem man anstatt Brot eine aus Holz geschnitzte Frucht gab.

Langsam schlichen die Stunden dahin und wie im Schlafe nur rückte der Zeiger vor auf dem schadhaften Zifferblatte der Küchenuhr.

Fast gedankenlos starrte Käthe nach der rußigen Wand…


Nächsten Sonntag mußte sie entschieden einmal ausgehen; was sollte sie sonst wieder anfangen den ganzen Nachmittag. Denn hier erstickte sie fast, so schnappte sie nach frischer Luft.

Zwar hatte sie niemand, der sie auf dem Spaziergange begleiten konnte. Muß denn aber jedes Mädchen einen „Schatz“ haben? Darüber hatte sie ihre eigene Ansicht:

Nur mit einem Manne konnte sie sich einlassen, der sie heiraten wollte, und von Liebeleien wollte sie nichts wissen. Hatte sie doch oft genug schon das traurige Ende von Mädchen gesehen, die, kaum erwachsen, schon an einen „Schatz“ dachten. Weshalb sie sich damit so beeilten, konnte sie gar nicht begreifen. Sie kamen ja doch nur in den Mund der Leute und trieben sich immer nur auf der Straße umher.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/123&oldid=- (Version vom 1.8.2018)