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Schlafzimmer, oder sie lag auf dem Bette, halbangekleidet, schweigend und mit zusammengepreßten Lippen. Sprach sie ja einmal, so geschah dies mit leiser, sanfter Stimme, ohne sich auf eine Unterhaltung einzulassen, im Gegenteil bemüht, sie sofort abzubrechen.

Die übrigen Mägde im Hause behandelten Käthe von oben herab und mit unbeschreiblicher Geringschätzung. Diente sie doch bei einer „Herrschaft“, die den schlimmsten Ruf im Hause hatte.

Budowskis Geiz war allgemein bekannt und über Julias nächtliche Ausflüge gingen allerlei dunkle Gerüchte um auf den Hausfluren und Hintertreppen. Dabei wohnten sie im dritten Stock, hatten nicht einmal ein Vorzimmer und kauften das Brennholz nur stückweise. Solche Leute können keine Achtung erwecken bei der Dienerschaft, geschweige denn die Dienerschaft, die bei solcher „Herrschaft“ bleibt.

Käthe bemerkte sofort die unfreundlichen Gesichter ihrer Kolleginnen.

Ihre höfliche Verbeugung oder Begrüßung erwiderten sie mit eisigem Schweigen oder leisem Brummen.

Die übrigen Mädchen, besonders die bei einer alten Jungfer dienende Mary, deren Hauptbeschäftigung es war, die beiden struppigen Pinscher mit den süßen Namen „Paris“ und „Lala“ spazieren zu führen, wandten sich höchst auffällig von Käthe ab, als wünschten sie keine nähere Bekanntschaft mit dem „Mehlsack“ aus dem dritten Stock.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/115&oldid=- (Version vom 1.8.2018)