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Nacken willig beugte unter dem Joch, welches ihr die Hand des Schicksals auferlegte.

Nachdem sie das Essen besorgt, mußte sie sich die Zeit zum Waschen und Plätten förmlich stehlen.

Das Brennholz wurde ihr zugezählt, ohne Rücksicht auf die Größe der Stücke, sowie darauf, wieviel sie zum Kochen unbedingt brauchte.

Oft weinte sie, wenn das letzte Stück verbrannt war, und der Reis noch steinhart im Topfe lag.

Lose Bretter von der Bettstelle nahm sie dann zu Hilfe, und einmal wagte sie sogar, eine alte Fußwanne zu verbrennen, deren Trümmer sie im Keller zerstreut vorfand.

Die niedrige, dunkle Küche mit all ihren Gerüchen nach Zwiebeln, Pilzen und ranziger Butter erschien ihr manchmal wie ein Vorraum der Hölle, in dem sie dennoch leben und arbeiten mußte, sie, die ebenso von Gott erschaffen war, wie andere Weiber…

Jung und kerngesund, opferte sie in dieser Finsternis und Schwüle ihre ganze Kraft für magere Kost, für Knochen, die man ihr zum Abnagen hinwarf, für altbackene Semmeln, die irgendwo liegen geblieben, und für ein paar lumpige Gulden, die man ihr vierteljährlich mürrisch auszahlte, nachdem man alle „Schäden“ abgezogen, wie sie sich bei so hastiger Arbeit kaum vermeiden ließen.

Ewig erhitzt und abgehetzt, lief sie vom Herde zum Tische, vom Tische zum Plättbrette, um nach dem Fleische zu sehen, die Ofentür mit Lehm zu

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/109&oldid=- (Version vom 1.8.2018)