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Daheim in ihrem Dörfchen ging sie fleißig in die Kirche, um den Katechismus auswendig zu lernen und dabei den kleinen Geschichten zu lauschen, die der Priester in der Predigt manchmal vorbrachte.

Unter anderen erzählte er einmal von einem hartgesottenen Sünder, der dem Herrn Jesus die mit roten Edelsteinen geschmückte goldene Krone stehlen wollte. Als er jedoch eines Nachts eine Leiter anlehnte und nach der Krone griff, streckte der Heiland die ehernen Arme aus, packte die Hand des Nichtswürdigen und ließ ihn nicht wieder los.

Diese Geschichte hatte Käthe nicht wenig aufgeregt. Und heute stahl die Herrin dem Heiligenbilde jenen Fliederzweig…

Als sie, heimgekehrt, dem Herrn ihre Rechnung abgelegt, bemerkte er ausdrücklich: „Der Flieder wird nicht berechnet, sondern dir vom Lohne abgezogen!“…

Bei diesen Worten empfand sie einen seltsamen Druck unter dem Herzen.

Drei Groschen waren zwar noch kein Vermögen, immerhin aber doch ein Stück Geld, und der Flieder hatte zu nichts genützt, nur die drei Groschen waren verloren!…

Seitdem kaufte sie nie wieder Blumen und ging auf dem Markte stolz an ihnen vorbei.

Den ganzen Tag über arbeitete sie daheim ohne Rast und Ruh’, wie in einer Tretmühle, die sie mit schweren Füßen in Bewegung setzte, indem sie den

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/108&oldid=- (Version vom 1.8.2018)