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Allmählich erlosch das an der Wand hängende Lämpchen und erfüllte den Küchenraum mit unerträglichem Qualm. Eine dunkle Rauchsäule erhob sich bis an die Decke und schwarzer Ruß regnete herab auf das Küchengerät.

Durch das Gitterfensterchen schallte gedämpft der Straßenlärm herauf, jenes letzte Aufatmen der selbst im Entschlafen noch unruhigen Stadt, die niemals ganz verstummen möchte.

In Käthes ganzer Gestalt prägte sich Übermüdung aus. Offenbar war sie vom heutigen Tage vollständig erschöpft, und trockene Semmel und kalter Tee vermochten nicht, sie zu kräftigen.

Gegen Mitternacht knarrte leise die Tür und durch den kleinen Salon schlich die Hausfrau im Dunkeln nach der Schlafstubentür.

Als das matte Lampenlicht ihr Antlitz traf, hätte jeder, der da wußte, woher sie kam, gewiß sich nicht wenig gewundert, wenn er die vollkommene Ruhe in den grauen Augen und auf den blutleeren Lippen gesehen hätte.

So kaltblütig kehrte die Treulose unter das Dach des Gatten zurück und unterschied sich in nichts von der gleichgültigen Frau, die tagelang den fleckigen Morgenrock durch den engen Raum ihres eigenen Heims schleppte.

Gleichgültig legte sie die Kleider ab und warf sie an die Erde. Ein Weilchen stand sie so da mit entblößten Armen, die unter dem Spitzenhemde hervorsahen.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/100&oldid=- (Version vom 1.8.2018)