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„Geheiligt werde dein Name…“

O! Auf der Treppe, als sie sich dort im Dunkeln trafen, wußte sie sich schon zu helfen; vor der Tür aber lachte er sie geradezu aus.

„Zu uns komme dein Reich!…“

Auslachen aber läßt sie sich nicht gern. Daß sie dumm und häßlich ist, weiß sie allein… Was kann sie aber dafür?… War es recht von ihm, sie so auszulachen, weil sie gern heiraten möchte?… Was ist dabei?… Soll sie etwa so wie Rosa verkommen bei einem verheirateten Mann?…

Immer matter fühlte sie sich und blickte mit tiefem Seufzer und Aufbietung der letzten Kräfte empor zu den Heiligenbildern.

„Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden…“ Weiter kam sie nicht.

Dieser nichtswürdige Johann trat ihr immer wieder vor Augen und lachte sie aus. Und doch hatte er ganz das Äußere eines ordentlichen Menschen…

Übrigens, wenn sie ihn gar nicht mehr beachtete, wird er sie auch in Ruhe lassen…

„Unser täglich Brot gib uns heute…“

Jetzt empfand sie einen Druck im Magen, als müsse sie unbedingt etwas essen. Immer mehr aber übermannte sie auch die Müdigkeit.

Zum letzten Male sich aufraffend, starrte sie auf ihre riesigen Hände und hatte ganz den Eindruck, als hätten sie kein Gefühl und gehörten nicht mehr zu ihr. Um sich vom Gegenteil zu überzeugen, rührte sie hastig die Finger…

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/099&oldid=- (Version vom 1.8.2018)