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Nacht so wundervoll!… Übrigens mag die Herrin tun was sie will, Käthe hatte damit nichts zu schaffen.

Das eine wußte sie jedoch, daß jene eine Sünde tat. Denn mochte der Herr noch so widerlich und häßlich sein, so ziemte es sich doch nicht, ihn so schändlich zu hintergehen. Geht die Herrin zur Beichte, so wird ihr der Priester keine Absolution geben. Käthe würde lieber sterben, wenn er ihr dies versagte.

Obgleich sie das brennende Lämpchen vor das Bett des Herrn stellte, verblieb das Schlafzimmer im Halbdunkel und nur die matten Umrisse der beiden Betten mit den rotwollenen Decken traten deutlicher hervor.

Darüber hingen zwei Heiligenbilder in vergoldeten Rahmen – die Mutter Gottes und der Heiland mit der Dornenkrone.

Budowski saß auf seinem Bette und starrte auf die kaum noch sichtbaren Felder der gewürfelten Bettdecke, während Käthe die Fenstervorhänge zuzog und auf das Nachttischchen vor dem Bette der Herrin eine Wasserflasche stellte.

Eine wahre Karikatur bildeten diese beiden durch die unzerreißbaren Fesseln der Ehe zusammengeschmiedeten Leute. Während er die Felder seiner Bettdecke zählte, lauschte sie vom Rollen der Droschke gedämpften Liebesworten!…

In die Küche zurückgekehrt, um die Tassen abzuwaschen und den Samowar zu putzen, fühlte Käthe jetzt erst, daß sie – hungrig war. Hastig aß sie daher

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/097&oldid=- (Version vom 1.8.2018)