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Der Herrin gegenüber war sie weit unbefangener; sie erschien ihr als eine den Launen des Herrn unterworfene Sklavin, wie sie selbst es war, nur besser gekleidet und nicht monatlich bezahlt.

Daher vernachlässigte Käthe sie oft um des Herrn willen und ließ sie auf zerbrochenen Tellern und mit schlechtgeputzten Gabeln essen.

So war es bisher gewesen, ganz anders aber bei der neuen Herrschaft.

Käthe hätte sich weniger gewundert über eine plötzlich beim Wasserholen von ihr wahrgenommene Veränderung im Sonnensystem, als über diesen ausgetrockneten Mann, der im schäbigen Schlafrock mitten in der Küche saß und mit schnarrender Stimme herzählte: „Ein halb Pfund Mehl… Für fünf Pfennige Gries.“

Diese Worte erfüllten den Küchenraum mit dem Geruche nach armen Leuten, nach Pfennigfuchserei und nach angebranntem Fett in zerbrochenen Tiegeln und Pfannen.

Mit der Peinlichkeit eines Beamten zählte Budowski alle Zutaten auf für morgen zum Mittagessen und bestimmte gleichzeitig den Betrag für den kleinsten Einkauf.

Dieser Hagel von Ziffern und Zahlen fiel fast erdrückend auf Käthes armen Kopf herab und schwächte bei ihr die hohe Vorstellung von dem „Herrn“, die sie bisher tief in der Seele gehegt.

Von jetzt ab, das fühlte sie, mußte sie über all ihr Thun diesem Manne Rechenschaft geben, der in

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/093&oldid=- (Version vom 1.8.2018)