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heute, wünschte aber doch, er sehe sie nicht für die Erste Beste an.

„Herr Johann, Sie woll’n mich wohl zum besten halten?“ fragte sie gemessen, indem sie nach den Baumwipfeln hinter der Klostermauer blickte. „Aber spotten S’ nur, soviel Sie woll’n: was wahr is’, bleibt wahr. An solche Dummheiten dacht’ ich noch gar nich’, weil ich keine Zeit dazu hatte, und dann – “

Hier brach sie ab, um sich nicht vor ihm zu verraten mit ihrem süßesten Traume. Innig wünschte sie einmal zu heiraten und zwar einen braven Handwerker.

Ein sauberes, helles Stübchen, ein ehrlicher Name, ungetrübte Sonntagsruhe und die beseligende Gewißheit, einen guten Mann und ein eigenes Heim zu besitzen, das war ihr süßester Traum.

Da sie jedoch nicht wollte, daß Johann dies erfahre, brach sie mitten im Satze ab. Gleichwohl schien er ihr Geheimnis zu erraten. Denn er fragte mit tiefer Verbeugung und schelmischem Augenblinzeln: „Aha! Heiraten wollen Sie, Fräulein? O ja! Das ist ja eine Seltenheit! Das lohnt sich ja gar nicht!“

„Weshalb denn nich’?“ entgegnete sie und blickte ihm erhobenen Hauptes in das spöttische Gesicht. „Besser is es doch, sein eigenes Heim zu haben, als all sein Leben lang für andre sich abzuplagen!“

„Müssen Sie dies etwa nicht auch für den Herrn Gemahl?“ rief er, mit der Hand fuchtelnd. „Solch’

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/087&oldid=- (Version vom 1.8.2018)