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zu schaffen! Schließ nur alles fest zu und nimm den Schlüssel mit dir!“

Beide Frauen atmeten auf, als sie sich auf der Straße befanden.

Eben schlug es halb zehn Uhr in der Stadt. Wegen des Feiertages war es heut stiller und menschenleerer auf den Straßen. Ein erleuchteter Tramwagen rollte klingelnd vorüber, aber unbesetzt. Nur der Schaffner im hellen Anzuge machte sein Schläfchen. Leere Droschken fuhren von der Bahn zurück mit lautem Gerumpel auf dem holperigen Pflaster. In den Fenstern der Häuser schimmerte nur noch mattes Licht hinter den Vorhängen. Nur hie und da noch brannten helle Schabbeslichter.

Hastig eilte Frau Julia der Stadt zu und gebot Käthe mit einer Handbewegung, mit ihr Schritt zu halten. Schwer atmend sprach sie kein Wort. Offenbar hatte sie große Eile.

Als Käthe bei Laternenschein ihr ins Gesicht sah, wunderte sie sich unwillkürlich über dessen Veränderung. Fortwährend zog die junge Frau die Brauen zusammen und ließ den Blick, wie spähend, die Straße hinabschweifen.

Gewiß war sie so unruhig, weil die Mutter so schwer krank darniederlag…

Käthe war darüber tief gerührt. Hatte sie doch auch einst eine Mutter und liebte sie so sehr. Gar manchmal, wenn diese krank war, lief Käthe unruhig zu ihr aus der Fabrik, zitternd vor einer Verschlimmerung.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/080&oldid=- (Version vom 1.8.2018)