Seite:Zapolska Käthe.djvu/078

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


hockte und nicht einmal für die Tochter etwas hergeben wollte.

Und nur in der festen Überzeugung, daß Julias Mutter große Reichtümer besitze, erlaubte er seiner Frau, sie zu besuchen. Endlich einmal, so meinte er, werde sie doch gerührt werden und die Tochter für ihre Anhänglichkeit belohnen, ihn selbst aber für die Enttäuschung entschädigen betreffs der Mitgift, auf die er gerechnet, als er jene zum Altar führte.

Aber selbst die Hoffnung, einmal irgend etwas von ihr zu erhalten, besänftigte nicht seinen Zorn beim Anblicke dieser plumpen Buchstaben, welche die arme Alte mit zitternder, halbgelähmter Hand gekritzelt, und zwar immer nur, um die Tochter um deren Besuch zu bitten.

„Wer hat den Brief gebracht?“ fragte er urplötzlich.

Käthe aber schwieg. Viel tat sie schon ihrer Herrin zu Liebe; zu schwer aber fiel es ihr, die eigene Stimme eine Lüge aussprechen zu hören in dieser Stille.

Flehentlich wandte sie daher den Blick nach Julia, die nur mit Mühe die zitternde, undeutliche Schrift zu entziffern schien.

Plötzlich kam ihr der Zufall zu Hilfe: Der Samowar, dem das Wasser ausging, zischte eine förmliche Melodie und schien sich über das Feuer zu beklagen, welches seinen Blechkörper zu schmelzen drohte.

Empfohlene Zitierweise:
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/078&oldid=- (Version vom 1.8.2018)