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zuzählte und mit dem Samowar in heller Verzweiflung davon stürzte.

Mit dem Spürsinn der Mägde erkannte sie in Frau Julia das willenlose Wesen, die schlechte Wirtin, die, mit irgend etwas anderem außerhalb des Hauses beschäftigt, innerhalb ihrer vier Wände wie im Gasthofe lebte, ohne Zweck und ohne Wünsche. Außerdem erschien sie ihr höchst unglücklich und trotz der Körperfülle kränklich.

Als sie zu ihr von den „größten Unannehmlichkeiten“ sprach, schnürte es Käthe fast das Herz zusammen. Diese Unannehmlichkeiten traten dem gefühlvollen Mädchen vor Augen, wie ein Schreckgespenst, welches das Leben ihrer Herrin bedrohte.

„O! Gnädige Frau, Sie können ganz ruhig sein. Mit eigener Hand will ich diese Unannehmlichkeiten beseitigen und mit eigener Brust Sie decken vor diesem Schreckgespenst!“ hätte sie sagen mögen.

Und, knieend zu Frau Julias Füßen, wollte das wackere Mädchen, für einige sanfte Worte zu Gunsten der Ärmsten, mit Freuden sich zu einer Lüge hergeben und ihr ganzes Wesen ihr opfern, wie ein treuer Hund.

So wurde denn stillschweigend im dunklen Küchenraum das Bündnis gegen den Gatten und Herrn geschlossen, einerseits zum ehelichen Verrat, andrerseits im Wunsche, mit blindem Gehorsam ein gutes Wort zu vergelten.

Beide Frauen, die soeben noch gar nichts mit einander gemein hatten, verknüpfte jetzt das Band

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/068&oldid=- (Version vom 1.8.2018)