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Sie hatte sich so sehnlichst gewünscht, daß sein freundliches Gesicht sie beim Eintritt in das neue Heim begrüße.

Von ihm fürchtete sie keinen neuen Überfall mehr; sie vertraute ihm und wünschte sich seinen Schutz herbei.

Mit Hilfe des Droschkenkutschers trug sie Truhe und Bettsack in den dritten Stock hinauf und die Hausfrau öffnete ihr selbst die Tür.

Nachdem sie ihr Lager in der aus alten Brettern zusammengenagelten Schlafbank zurecht gemacht und ihr grobes Laken darüber gedeckt, auch an die Wand ihre vier bunten Bilder der Reihe nach gehängt hatte, lächelte sie vor sich hin und fühlte sich in ihrer Armut vollkommen befriedigt.

Diese Bilder waren ihr einziger Reichtum: Die heilige Dreieinigkeit mit der blauen Weltkugel, die Mutter Gottes mit dem schwarzen Antlitz und dem goldstrotzenden Gewande und der heilige Vinzenz de Paulo mit dem Christuskindlein auf dem Arme.

Das vierte Bild aber in dieser Galerie stellte Bogumil Dawison dar im Purpurmantel und mit der Cäsarenkrone auf dem stolzen Haupte. Ohne diesen Bühnenhelden zu kennen, hatte Käthe ihn zu den Heiligenbildern gesellt, da sie auch ihn für „etwas Hohes“ hielt, wegen des roten Mantels und der stolzen, herausfordernden Stellung, die er vor der Urne auf hochragender Säule annahm.

In der Küche fand Käthe eine Menge Staub und Schmutz vor, in den Winkeln ganze Haufen von

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/060&oldid=- (Version vom 1.8.2018)