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„Mit alledem aber könnt’ ich jederzeit ein Ende machen, denn aus Rosa wurde schon solch eine Hexe, daß es, bei Gott, nicht mehr auszuhalten ist. Ich aber liebe nur freundliche, wohlerzogene Weiber. Immer hofft’ ich noch, sie dressieren zu können, aber vergebens…“

Ganz verdutzt war Käthe über solche Reden: Freundlichkeit verlangte er von Rosa und wollte sie – dressieren?…

„Sehen Sie, Fräulein“, fuhr Felix fort und setzte sich auf den Rand der Truhe. „Rosa faullenzt jetzt und tut garnichts mehr. Früher war sie ein Blitzmädel, jetzt schleppt sie sich kaum noch fort auf den Beinen. Ich liebe aber solche Weiber nicht, die gar nichts tun.“

Unwillkürlich heftete Käthe den Blick auf seine dürren, untätig gefalteten Hände. Auf dem vierten Finger der Linken blitzte kokett ein Ring mit einem falschen Brillanten. Und ebenso blickte Felix unverwandt auf ihre groben, breiten und roten Hände. Beide aber hatten sie denselben Gedanken:

Wie viel konnten diese Hände täglich verdienen bei eifriger Arbeit!…

Dann jedoch schweifte sein Blick über ihre ganze Gestalt mit derselben Berechnung, wie etwa über ein Grundstück, auf dem er sein Kapital anlegen wollte. Augenscheinlich fiel diese Prüfung zu Käthes Gunsten aus. Denn er zog den Schlips zurecht und begann nach zierlicher Verbeugung mit gedämpfter Stimme:

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/057&oldid=- (Version vom 1.8.2018)