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in einer Treue, die er im Grunde genommen weder von ihr forderte, noch wünschte. Für seine Liebe wies sie jede vertrauliche Annäherung der Gäste mit der schmollenden Miene eines unerzogenen Mädchens zurück.

Und dadurch entgingen ihr immer mehr jene kleinen „Trinkgelder“, die zu Anfang ihres Zusammenlebens ihr täglich einige Gulden einbrachten.

Damals lebten sie ganz anständig und aus jener Zeit stammten auch die beiden Hypothekenpfandbriefe, die sie, abgesehen von seinem Unterhalte, für Notfälle zurücklegen konnte.

Manchmal zwar umschlichen ihre Wohnung verschiedene jüngere oder ältere Männer, die ungeduldig in das Fenster sahen oder laut hüstelten. Und meist lief dann Rosa unter dem Vorwande eines Krankenbesuches bei ihrer Tante oder Freundin in die Stadt, um erst nach einigen Stunden heimzukehren.

Felix aber stellte sich so, als bemerke er gar nichts, oder als schlafe er hart und fest. Gleichwohl sah er alles und erriet die Wahrheit, machte jedoch davon kein Aufhebens. Wozu auch? War es doch so am besten für sie beide.

Unwillkürlich lächelte sein fahles Gesicht, wenn Rosa mit tödlicher Angst sich über ihn neigte, um sich zu überzeugen, ob er auch nicht gemerkt habe, daß sie so spät heimkehrte.

Seinetwegen konnte sie auch erst morgens früh heimkehren; ihm war dies ganz einerlei.

In seiner Verachtung gegen die Weiber konnte er

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/052&oldid=- (Version vom 1.8.2018)