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Und dennoch erwuchsen all diese blendenden Gestalten aus der dunklen Weinpfütze und der schwülen Luft der in der Kneipe durchschwärmten Nacht. Und seine Bestimmung war, noch tiefer zu sinken, als seine Vorbilder und Entwürfe, sogar als seine Modelle!

Hier auf diesem Hofe aber erschien ihm plötzlich jene Karyatide mit den scharf gezeichneten Linien, Kraft und Gesundheit atmend.

In seiner Erinnerung hinterließ sie die anmutige Beugung des Körpers mit der prächtigen Büste.

Sehnlichst aber wünschte er, sie noch vor sich zu sehen, um den echten Typus eines Riesenweibes zu schaffen, ohne Übertreibung oder Nachahmung jener plumpen Statuen, welche die Balkone oder Verzierungen der Paläste schmücken.

Daher stand er noch lange mitten auf dem Hofe, mit dem Blicke nach der Wand, um im Geiste die Umrisse zu zeichnen und sie auszufüllen zur – „Käthe, die Karyatide“, zu jener stolzen, kräftigen Schönen mit den muskulösen und doch echt weiblichen Armen…


Käthes Truhe nahm, obgleich nicht allzu groß, dennoch einen beträchtlichen Raum in dem von Rosa und Felix bewohnten Stübchen ein.

Unmittelbar aus dem Milchgarten begab Käthe sich dorthin, um so schnell wie möglich ihre sieben Sachen fortzuschaffen.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/049&oldid=- (Version vom 1.8.2018)