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weiter all jene Gestalten, die sich traumhaft seiner Brust entrangen und sich hinausdrängten in die Welt, das Leben und den Ruhm.

Da er arm, sich selbst überlassen war und niemand liebte, auch von niemand geliebt wurde, arbeitete er nur wenig. So ging er einsam durch das Leben, bis er sich an die Kneipe lehnte, diesen Salon der städtischen Bohème.

Anfangs schreckte er davor zurück. Allmählich aber gewöhnte er sich daran und erschien allabendlich, um gegen Morgen erst heimzukehren; dann lärmte er auf den Straßen, band mit Polizei und Dirnen an, oder legte sich quer über den Weg, als habe ihn der Schlag gerührt, und trieb tausend ähnliche Possen.

Auf seiner Schwelle aber begrüßten seine keuschen, weißen Statuen mit traurigen Blicken sein jugendliches und doch schon so aufgedunsenes Gesicht, sein weiches, wallendes, aber mit Strohhalmen, Gras und Staub bedecktes Haar und die schmutzigen in den Taschen des fadenscheinigen Überziehers steckenden Hände.

War das wirklich ihr Schöpfer, dieser Mensch, der solchen Kneipendunst mit sich hereintrug, der sich kaum noch auf den Füßen hielt, und zu guterletzt noch fast umsank vor ihren Marmorfüßen!

Der riesige Herkules auf seinem Felsensitze, in seiner Nacktheit so gewaltig, senkte traurig das stolze Haupt. Und die schlanke Nixe, die am Ufer träumte, errötete fast im Glanz der Morgensonne.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/048&oldid=- (Version vom 1.8.2018)