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„Ei, Sie kleiner Schäker“, erwiderte der eine, von dem ein strömender Fuselgeruch ausging, der den rettungslos verlorenen Trinker verriet. „Wozu sollen wir solchen Umweg machen bei – der Hitze?“

Hier brach er plötzlich ab, da sein Begleiter ihn anstieß. Dies war ein kleines, fast noch unentwickeltes, aber ziemlich fein aussehendes Kerlchen.

Sein Blick hatte sofort sich Käthe zugewandt, die mit erhobenen und auf den Balken gestützten Armen, der plastisch gewölbten Büste und nach vorn geneigtem Kopfe noch immer regungslos dastand, ohne darauf zu achten, was um sie her vorging.

In ihrer Natur lag es einmal, daß sie öfters unwillkürlich in tiefes Sinnen verfiel und dann so unbeweglich dastand, wie eine Bildsäule still und stumm und mit weit geöffneten Augen.

Auch jetzt „überfiel es“ sie wieder wie sie selbst sagte, als sie wieder zum Bewußtsein kam!

In der enganschließenden Trikottaille traten ihre volle Büste und ihre runden Arme überaus plastisch hervor. Vom Gürtel an bedeckt vom engen Kleide, erschien sie wie herausgewachsen aus der schwarzen Erde, auf die sie die kräftigen Füße stützte. So glich ihre Riesengestalt mit dem zierlichen Kopfe und der niedrigen Stirn von klassischer Schönheit jetzt einer altgriechischen Statue. Und das von Sonne gebräunte, von Schweiß erglänzende Antlitz verlieh ihr im Schatten des Hofraumes ganz den Charakter eines Bronzegusses.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/040&oldid=- (Version vom 1.8.2018)