In dieser Küche voller Geräte mit reichem Milchinhalte tauchte unwillkürlich die Erinnerung auf an ein in Sonne gebadetes, von Bäumen umrauschtes, von frischem Grün umrahmtes Dörfchen, so lächelnd und so heiter, wie das Antlitz einer ländlichen Schönen.
Auch Käthe fühlte sich unsäglich wohl in dieser Atmosphäre und lächelte unwillkürlich beim Anblick dieser Vorräte von schneeigem Naß, welches sogar den Estrich reichlich benetzte.
Einige barfüßige Mägde tauchten die staubigen Füße in diese Milchpfützen, wenn sie die Krüge und Schüsseln hin und her trugen oder die Gerätschaften aufräumten. Kerngesund, wenn auch beschmutzt, mit breiten Hüften, fast viereckiger Stirn und prallen Brüsten unter dem groben Hemde zeigten die Mägde manche Ähnlichkeit mit den nahrungspendenden Tieren, mit denen sie Tag und Nacht zu tun hatten. Ihre ganze Kleidung duftete nach Viehstall und Milch. Mit einem gewissen Neide sah Käthe ihnen zu.
Solche Arbeit entspräche weit mehr ihrer kräftig entwickelten Natur.
Wie gerne hätte sie ihre Lederschuhe, die sie beim Auftreten so drückten, ausgezogen, um mit den heißen Füßen in der kühlen Milchlache auf dem Estrich herumzuwaten. Mit welcher Wonne hätte sie die Hände in das frische Heu getaucht, dessen Duft sie so lebhaft an die Hütte der Mutter und an die so sorglos im kleinen Dörfchen verlebten Kinderjahre erinnerte.
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/034&oldid=- (Version vom 1.8.2018)