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fallenden, in der schwülen Kneipenluft angesammelten Schmähworte ruhig über sich ergehen, um sich erst nach einiger Zeit in der nur ihm eigentümlichen Weise ihr zu nähern.

Schluchzend wandte sie sich von ihm ab, ward aber zuletzt doch immer wieder schwach.

So fesselten die Sinne sie an diesen Menschen, ohne dessen Liebkosungen sie nicht leben konnte.

In düsterem Schweigen, zitternd und gesenkten Hauptes ging sie morgens an ihre Arbeit, um unterwegs das kokette Lächeln der Kellnerin anzunehmen und abends wieder voller Wut und Ärger heimzukehren…

So lebten sie beide dahin, er – ihr Geld und sie – ihre Jugend und Gesundheit vergeudend.

Ihr Stübchen war ganz erfüllt von ungesundem, betäubendem Dunste. Niemals aufgeräumt und ausgefegt, sah es aus, wie ein großer, modriger Kehrichthaufen.

Felix schien dort nur Gast zu sein. Seine sieben Sachen befanden sich in einer großen Lade unter dem Fenster. Dort lag alles, was sein Komfort erforderte: ein alter Klapphut und sogar ein weißer Atlasschlips.

Rosa kümmerte sich nicht viel um ihre Garderobe. Ihr Rosakleidchen ließ sie im Geschäft und im Winter trug sie immer dieselbe blaue Jacke und einen fadenscheinigen Kamelotrock. Ihre Schürzen wusch sie nur in der Schüssel und trocknete sie in der Wohnung. Dies erforderte ihr Dienst; für sie war die

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/028&oldid=- (Version vom 1.8.2018)