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Den ganzen Tag tummelte sie sich herum im Geschäft mit der Unverschämtheit eines zum Kellner verwandelten Mädchens. Ihr rosa Perkalkleid, diese fast allgemeine Uniform derartiger Mädchen, rieb sich in derselben frechen Weise ab an den Gästen, wie der Frack des pomadisierten Kellners. Die Manier, in der sie die Löffel oder die Brödchen herumreichte und dem zahlenden Gaste in die Augen schaute mit dem üblichen „Danke bestens“, schuf aus Rosa den Typus jener Aufwärterinnen, die sechs Monate jährlich in der Milchhandlung beschäftigt sind, in den übrigen sechs Monaten aber als sogenannte „freundliche Bedienung“ in den Nachtlokalen.

Bei den Besitzern der letzteren war Rosa überaus gesucht mit ihren immer zu heiterem Scherz ermunternden graugrünen Äuglein. Niemals ärgerlich über allzu kühne Witzchen, verstand sie es vortrefflich, die Zahl der geleerten Weinflaschen zu vermehren.

Ihre Laufbahn war also auf lange Zeit gesichert, wenigstens bis dahin, wo ihr jugendliches Gesichtchen aufhörte, so heiter zu lachen mitten im Zigarrendampf und im Lärme der Zecher.

Später… Ach was! Wer kümmerte sich darum! An Schaufeln und Kehricht fehlt es ja nirgends…

Rosa unterhielt ein Verhältnis mit einem jungen Schneidergesellen, namens Felix. Obgleich sie nicht heiraten konnten und wollten, wohnten sie dennoch zusammen.

Daß Felix ihretwegen Frau und Kinder verlassen hatte, wußte Rosa längst und schickte ihn bei ihren

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/026&oldid=- (Version vom 1.8.2018)