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„Ich glaube, der Herr ist beim Magistrate. Ich vermietete mich dort als Mädchen für alles.“

„Ach, Fräulein“, fuhr er fort mit verächtlicher Miene. „Da sind Sie schön angekommen… Das ist eine nette Herrschaft!“

Käthe erhob jetzt die gesenkten Lider und heftete erstaunt den Blick auf den Sprechenden.

Für sie blieb Herrschaft immer Herrschaft, wie eine Art von Halbgöttern, von denen man nur mit höchster Verehrung spricht. Mußte sie doch ohne Herrschaft Hungers sterben. Bezahlt und ernährt sie jene doch und läßt sie vier Stunden täglich schlafen und Festtags in die Kirche gehen. Ihre schwere Arbeit berechnete sie dabei gar nicht. Arbeiten mußte sie ja doch. Stillsitzen und die Hände in den Schoß legen können ja nur vornehme Damen. Sie aber wünschte sich das nicht einmal.

Mit maßlosem Erstaunen sah sie daher den vor ihr Stehenden an, der mit so stolzer Verachtung die Backen aufblies bei den Worten: „Das ist eine nette Herrschaft!“ Gleichwohl unterbrach sie ihn nicht und wartete auf weitere Aufklärung, die ihr auch zuteil wurde.

„Sehen Sie, Fräulein, Herrschaft und Herrschaft, das ist ein großer Unterschied. Hier z. B., im ersten Stockwerke, wohnt eine Frau Gräfin mit ihrem Sohne. Das ist eine Herrschaft. Die Magistratsleute aber da droben, zu denen Sie hinziehen wollen, das ist keine Herrschaft.“

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/020&oldid=- (Version vom 1.8.2018)