peinlich. Jetzt erschien ihm Käthe wie ein kleines kindliches Wesen, welches er tief beleidigte durch seinen rohen Angriff und dem er die ihm angetane Unbill abbitten möchte.
Sie aber schritt langsam weiter und fühlte noch immer seinen heißen Atem auf ihren glühenden Wangen. Trotzdem folgte sie ihm beruhigt und voll Vertrauen.
Als sie plötzlich den hellen Hausflur betraten, in dem die Sonnenstrahlen des Hochsommers mit voller Kraft sich ausbreiteten, standen sie beide da, wie geblendet.
Käthe erschien dem Burschen noch riesiger, als sie in der berückenden Schönheit des vollentwickelten Weibes vor ihm stand.
All seine im Dunkeln gefaßten Vorsätze, ihre Verzeihung zu erlangen, flogen sofort in den Wind beim Anblick dieser breiten Schultern und üppigen Formen.
Droben im engen Treppenraum erschien ihm Käthe wie ein kleines zitterndes Wesen. Als er sie herabführte, verschwand sie im Dunkel und er fühlte nur ihre kräftige Hand in der seinen und hörte ihre schweren Schritte. Hier aber im hellen Tageslichte erstrahlte sie vor ihm im unvergleichlichen Glanze weiblicher Vollkommenheit.
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/018&oldid=- (Version vom 1.8.2018)