die Nähe dieses lächelnden Burschen war für sie unbeschreiblich peinlich und beängstigend.
Er jedoch gab sie nicht frei und versperrte ihr den Weg. „Fräulein, was wollen Sie hier? Wo kommen Sie her? Als Portier muß ich dies alles wissen. Bei Gott, eher laß ich Sie nicht durch!“
Käthe ward es so seltsam zu Mute, als schnüre ihr etwas die Kehle zusammen, als diese junge, heitere Stimme, begleitet von klangvollem Lachen in diesem engen, dunklen Raume widerhallte und mit berauschendem Klange ihr auf das gesenkte Haupt fiel.
Von Natur schon ängstlich und schüchtern, verlor sie fast die Besinnung in dieser schwülen, dumpfen Atmosphäre und stemmte sich mit der Hilflosigkeit eines Kindes an die Wand.
„Aber Fräulein,“ beruhigte er sie, als er ihre Angst bemerkte. „Was ist da zu erschrecken? Ich werde Sie doch nicht beißen oder auf die Polizei führen. Ich fragte Sie nur: Woher und wohin? Und darauf müssen Sie mir antworten!“
Käthe schwieg. Immer mehr an die Wand gedrückt, fühlte sie den heißen Atem des Burschen und barg vor Angst den Kopf in die Arme. Dieser Atem erschien ihr wie der eines reißenden Tieres und daher wehrte sie sich gegen ihn, so gut sie es konnte, mit dem Instinkte des Selbsterhaltungstriebes.
„Fräulein, hätten Sie mir nicht gesagt, Sie heißen Käthe, so müßte ich Sie für stumm halten. Jetzt aber denk’ ich anders und lasse Sie nicht los, bevor
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/014&oldid=- (Version vom 1.8.2018)