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„Wer zum Kuckuck kriecht denn hier herum?“ fragte er mit nicht allzu sanfter Stimme und erhob die Laterne.

„Ich bin’s, die Käthe – “, erwiderte sie hocherrötend.

Er lachte und zeigte dabei zwei Reihen blendend weißer Zähne. Der junge Portier war’s[WS 1], der auf den Boden eilte, um dort auf Geheiß des Besitzers nach dem beschädigten Dache zu sehen. Das Dach lief ihm nicht davon, das Mädchen aber erschien ihm höchst anziehend.

Erfreut über ihre Verschämtheit blickte er sie lächelnd an und drängte sie dicht an die Mauer mit der Berechnung plötzlich in ihm erwachter Leidenschaft.

Sie aber in ihrer Verblüffung und unbewußten Angst bemühte sich vergeblich, ihm auszuweichen und sich von der Berührung dieses Burschen zu befreien, dessen Anblick und Nähe sie in unbeschreibliche Verwirrung versetzte.

Dieses große zwanzigjährige Mädchen kannte oder ahnte die Geheimnisse des Lebens kaum aus den Mitteilungen der Freundinnen, mied aber sonst unwillkürlich solch ein Alleinsein, welches nur zu leicht ihr Flammen in die Adern goß.

Beim Gedanken, vielleicht doch einmal zu heiraten, wünschte sie sich brav und ehrlich zu erhalten.

Mit Aufbietung aller Kräfte also bemühte sie sich, dieser zufälligen Begegnung sich zu entziehen, denn

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: war s
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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/013&oldid=- (Version vom 1.8.2018)