So siegte die Sparsamkeit der Hausfrau über die „Schnoddrigkeit“. Wie konnte das Mädchen übrigens gerade diesen Fehler haben bei seiner stillen Bescheidenheit und der trotz der Riesengestalt so sanften Anmut!
Zur allgemeinen Freude verkündete also die Hausfrau mit eintöniger Stimme, sie wolle es mieten.
Dann belehrte sie es über seinen Dienst, bestehend in Scheuern und Aufwischen, Putzen und Ausfegen, Kohlen- und Wassertragen, Waschen und Plätten und allen übrigen Verrichtungen, die auf seine Schultern fallen sollten.
Käthe stand unbeweglich da und starrte auf den schmutzigen Fußboden der Küche. Jetzt wußte sie wenigstens, wo sie schlafen und ihre Siebensachen unterbringen konnte. Um alles übrige kümmerte sie sich nicht.
Arbeit blieb immer Arbeit, ob hier oder dort. Übrigens konnte sie gar nicht begreifen, wozu die Frau davon so viel Redens machte, während sie selbst sich doch keiner Verpflichtung entziehen wollte.
Hierauf reichte ihr die Frau einen zerknüllten Guldenschein und verlangte von ihr das sogenannte „Pfand“.
Freudig übergab Käthe ihr den sorgfältig eingewickelten neuen roten Wollrock, den sie unter dem Arm trug.
Dann entließ die Frau sie mit der Weisung, spätestens in einer Stunde ihren Dienst anzutreten.
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/010&oldid=- (Version vom 1.8.2018)