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Knoke & Dressler: Die Wochenstube

ihre Kinder selbst nähren können, da zum großen Theile die Constitution derselben sich als untauglich erweist. Nervosität und Blutarmuth sind meist die Ursachen, daß in der Brust die Milch sich nicht reichlich entwickelt und nach wenig Wochen gänzlich versiegt. Ist eine Mutter ernstlich krank, namentlich ist sie lungenkrank oder scrophulös, so darf sie unter keiner Bedingung das Kind selbst anlegen wollen, da solche Krankheiten leicht eine Disposition zu denselben Krankheiten auf die Kinder vererben können.

Kann oder darf eine Mutter nicht stillen, dann trete an ihre Stelle die Amme, die womöglich zu derselben Zeit entbunden sein soll, als die Mutter. Nie soll man eine Amme anlegen lassen, bevor sie nicht vom Arzte gewissenhaft untersucht ist. Eine Amme vom Lande aus dem „Kuhstall“ ist entschieden jenen vorzuziehen, die früher in Fabriken gearbeitet haben; erstere sind kräftiger, ausdauernder und haben oft mehr Liebe zu den Kindern als letztere, die von der Kultur zu sehr angehaucht, meist schwächlich, unzuverlässig, oder unmoralisch und eigennützig sind.

Ehe das Kind angelegt wird, müssen die Warzen sauber mit Wasser, noch besser mit 2proc. Borlösung abgewaschen werden.

Unmittelbar nach dem Trinken wird dem Kinde, auch wenn es eingeschlafen ist, der Mund mit feinen leinenen Läppchen ausgewischt, da sonst die Reste der Milch in den Mundhöhlen leicht in Gährung übergehen und zu „Schwämmchen“ Veranlassung geben können. Auch gegen diese empfiehlt sich öftere Reinigung der Zunge und Warzen mit 2proc. Borlösung, die man in jedem Kinderzimmer stets vorräthig haben soll. Man verlange in der Apotheke 200 Gramm Borlösung von 2 Procent.

Die Diät der Stillenden ist eine sehr einfache: Kaffee mit viel Milch, Semmel, Brod, Butter oder Cacao, oder Mehltrank zum ersten Frühstück.

Warmbier, Mehltrank, Bouillon mit Ei für das zweite Frühstück. Mittags esse man dicken Reis, Gries, Eiergräupchen, Fadennudeln, Sago in Bouillon gekocht mit Fleisch. Für Ammen namentlich eignen sich durchgeschlagene Linsen, Erbsen, Bohnen, ferner Milchreis, Milchgries, Kartoffelmus in Milch gekocht. Von grünen Gemüsen sind gestattet: Spinat, Möhren, Rüben und grüne Bohnen. Abends genieße man meist nur dicke Suppen, Warmbier oder Mehltrank.

Als Getränke sind zu empfehlen Milch, einfaches Bier vom Faß mit Zucker, auch mit einem Ei eingequirlt, dünnen Milchkaffee und Zuckerwasser.

Alle anderen stark gewürzten und stark blähenden Speisen und Getränke sind streng zu vermeiden, ebenso rohes Obst.

Leidet die Stillende an Verstopfung, so genieße sie reichlich Compot oder sie erhalte ein Klystier. Nicht nehme sie ein starkes Abführmittel,

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Knoke & Dressler: Die Wochenstube. eigen, Dresden 1885?, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wochenstube.djvu/32&oldid=- (Version vom 29.3.2023)