Knoke & Dressler: Die Wochenstube | |
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Ein sehr beachtenswerter Gegenstand ist das Kindergitter, eine alte Erfindung, die fast in Vergessenheit gekommen und doch so viele Vorzüge hat. Was die Ursache, daß dasselbe so in Ungnade gefallen, wissen wir nicht, doch hat uns der Augenschein gelehrt, daß dieser Gegenstand
für das Kind und die Eltern nur Vortheile bietet, ja, daß das Kind diese Abtheilung geradezu als „seine gute Stube“ betrachtet und im Gegensatz zu allen späteren ihm auferlegten Fesseln nach dieser Abgeschiedenheit verlangt. Alle in der Stube befindlichen Kanten und Ecken sind nunmehr für das Kind ungefährlich, die Laufversuche werden selbstständig dem Gitter entlang vorgenommen und strauchelt der kleine Weltbürger einmal, so hat dieser vielleicht erste Fall nicht viel zu bedeuten; das Kind kommt schließlich auch ohne Hilfe wieder auf die Beine. Das Kindergitter ist mit braunem Segelleinen bezogen, der obere Rand gepolstert, kann zusammen geklappt werden und nimmt dann einen sehr geringen Raum ein.
Ein weiteres Hilfsmittel, den Kleinen das Laufen beizubringen, ist der sogenannte Laufgürtel, der unter die Arme des Kindes gelegt, keinen Druck auf dasselbe ausübt und der Mutter das Exercitium wesentlich erleichtert.
Die nöthigsten Gegenstände für die Wochenstube wären somit aufgezählt, doch mögen einige noch Erwähnung finden, da sie immerhin Interesse beanspruchen und unter Umständen nöthig gebraucht werden. Es wären noch anzuführen für den Säugling: Nabelbinden, Kinderlätzchen, Beißringe von Gummi oder Elfenbein, Kinderklappern und Gummispielzeug der verschiedensten Art aus reinem giftfreien Naturgummi.
Knoke & Dressler: Die Wochenstube. eigen, Dresden 1885?, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wochenstube.djvu/26&oldid=- (Version vom 2.8.2023)