Knoke & Dressler: Die Wochenstube | |
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besteht also das Wesentliche des Verfahrens darin, daß jede einzelne Trinkportion in der Saugflasche selbst sterilisirt und bis zur Verabreichung vor Infection geschützt erhalten wird.“
Zu dieser Sterilisirung der Milch eignet sich am besten der von Prof. Soxhlet angegebene Apparat, welcher aus folgenden Gegenständen besteht:
[WS 1] 1. 1 geschnäbeltes Einfüllglas, zum Verdünnen und Einfüllen der Milch in die Flaschen. 2. 20 Stück Milchflaschen von 150 oder 200 Gr. Inhalt, aus doppelt gekühltem Glase, welches das wiederholte Kochen aushält. 3. 1 Blechtopf mit Einsatz zur Aufnahme und zum Kochen von 10 Flaschen Milch auf einmal. 4. 1 Becher mit doppeltem Boden, zum Anwärmen der Milchflaschen vor dem Gebrauche. 5. 1 Flaschengestell mit Schublade zur Aufnahme von: 6. 12 Stück Gummipfropfen, 7. 12 Stück Glaspfropfen, 8. 5 Stück Saughütchen, 9. 1 Stück Gläserbürste
NB. Die im Handel vorkommenden Apparate mit langen Sauggarnituren sind vom hygienischen Standpunkte aus zu verwerfen, da eine zuverlässige Reinigung derselben schwierig ist.
1. Die für die Ernährung der Säuglinge bestimmte Milch – Mischmilch von mehreren Kühen – soll möglichst kurze Zeit nach dem Melken, und ohne daß sie etwa noch im Hause herumsteht, zur Unschädlichmachung der Gährungserreger in nachfolgend beschriebener Weise erhitzt werden.
2. Man verdünne die Milch oder versetze sie mit passenden Zusätzen nach Angabe des Arztes, bevor man dieselbe in die Flaschen vertheilt und erhitzt.
3. Man fülle die für einen Tagesverbrauch ausreichende Menge – eher etwas mehr als zu wenig – in die je 150 oder 200 Gr. fassenden Flaschen mittelst des geschnäbelten Einfüll- und Mischglases bis etwa 1 Centimeter unter dem Ansatze des Flaschenhalses und drücke hierauf die durchbohrten Kautschukstöpsel in die Flaschenmündung fest ein. Nachdem man die Flaschen in den Einsatz und diesen in den Wassertopf gestellt hat, füllt man letzteren mit so viel kaltem Wasser, daß die Flaschen davon bis zum Halse bedeckt sind, legt den Deckel auf und erhitzt auf dem Herde, oder mittelst eines Gas- oder Petroleumofens das Wasser zum Kochen. Nach ca. 7 Minuten langem Sieden des Wassers, sobald also Flüssigkeit und Luft in den Flaschen sich genügend ausgedehnt haben, drückt man in die Bohrungen der Kautschukstöpsel die zugespitzten Glasstäbe, nachdem man sie in das siedende Wasser eingetaucht hat, fest ein und erzielt dadurch luftdichten Abschluß. Man erhält nun bei aufgelegtem Deckel das Wasser in lebhaftem Kochen durch 35–40 Minuten, hebt nach dieser Zeit den Einsatz mit Flaschen aus dem Topf und läßt erkalten. Die so behandelte Milch hält sich bei Zimmerwärme 3—4 und an einem kühlen Orte aufbewahrt 4—5 Wochen ohne zu gerinnen; gleichzeitig wird durch dieses Kochverfahren die Bildung der lästigen Milchhaut verhindert, welche die Saugvorrichtung verstopft und verunreinigt.
4. Auch die auf die angegebene Weise haltbar gemachte Milch soll möglichst kalt aufbewahrt werden, also nicht etwa in der Küche stehen.
5. Soll eine Flasche dem Kinde gereicht werden, so stelle man eine der Milchflaschen in den kleinen Topf mit doppeltem Boden, fülle diesen mit kaltem oder lauwarmem Wasser und erhitze letzteres mittelst einer Spiritus- oder Gaslampe oder auf dem Herde, bis die Milch trinkwarm ist, d.h. bis die Flasche, nach mehrmaligem kräftigen Schütteln an das Auge gedrückt, weder das Gefühl von Kühle noch Hitze hervorruft, also annähernd Körperwärme
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ ab hier ist die Seite nachträglich mit blauem Stift durchgekreuzt
Knoke & Dressler: Die Wochenstube. eigen, Dresden 1885?, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wochenstube.djvu/18&oldid=- (Version vom 1.8.2023)