Vorwort. | XV |
Allein diese wird nirgends mehr geschrieben, sondern überall
nur das mittelarabisch der Kanzleien. Auch die — übrigens sehr
zweifelhafte — Einheit der islamitischen Völker würde nicht
dadurch gestört werden; denn die Sprache des Gebetes und der
Riten bliebe doch dieselbe. Dann aber behauptet man, dass
die neuarabische Sprache gänzlich unfähig zur Schriftsprache
sei, da sie keinen Gesetzen gehorche, sondern regellos einherschwanke.
Dass sie dies bis zu einem gewissen Grade thut,
habe ich selbst unangenehm genug empfunden. Allein trotzdem
behaupte ich, dass wenn man in Aegypten Ernst machte, den
gesprochenen Dialect zur Schriftsprache zu erheben, die
Schwierigkeiten nicht unüberwindlich sein würden. Ich glaube,
dieses Buch beweist, dass die Sprache des Volkes so ganz
regellos doch nicht ist, dass sie vielmehr noch eine Fülle von
grammatischen Feinheiten besitzt, und dass gerade die Schlichtheit
ihrer Syntax, die Beweglichkeit ihres Wortgefüges sie zu
einem sehr bequemen Werkzeuge machen würde. Sah es etwa
mit dem italiänischen besser aus als Dante seine göttliche Comödie
schrieb? Und sollte eine Commission der gelehrtesten
und practischsten Männer Aegyptens das nicht unendlich viel
besser machen, was mir, dem Ausländer, nicht zu schwer erschienen
ist?
Bad Kreuth, 28. Juli 1880.
Wilhelm Spitta.
Wilhelm Spitta: Grammatik des arabischen Vulgärdialectes von Aegypten. J. C. Hinrichs, Leipzig 1880, Seite XV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_Spitta_-_Grammatik_des_arabischen_Vulg%C3%A4rdialectes_von_Aegypten_(IA_grammatikdesara00spitgoog).pdf/27&oldid=- (Version vom 4.6.2022)