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schien, mag aus einem Briefe entnommen werden, welchen Walther vor seiner Abreise von Lesum aus an Löhe richtete. „Ich kann und muß Ihnen bekennen,“ sagt er da, „daß die unseligen Vorurteile, mit welchen ich noch Ihr Haus betrat, bei mir gänzlich geschwunden sind, daß ich ein herzliches Vertrauen zu Ihrer lauteren Treue gegen unsere geliebte lutherische Kirche und die lebendigste Überzeugung von der Einigkeit im Geist mit hinwegnehme....... Mein heißester Wunsch ist nun, daß, wo es möglich wäre, auch noch die, wenn auch nicht bedeutenden Differenzen in der Entwicklung der Lehre, welche etwa noch vorhanden sind, sich durch Gottes Gnade ausgleichen, und so das nicht möglich ist, dieselbigen doch nie die Einigkeit im Geiste, welche Gottes heiliger Geist gewirkt hat, stören noch einen Anlaß dazu geben mögen, daß das gemeinsame Treiben des Werkes des HErrn irgendwie gehindert werden könne. Doch ich habe ja gesehen, welch köstliches Gut Ihnen der Friede der Kirche ist, und wie sehr Ihnen gerade das Gedeihen unserer Kirche, die zumeist eine Pflanze Ihrer treuen Hände ist, am Herzen liegt; daher darf ich Sie nicht erst darum bitten, alles zu thun, was Ihnen Ihr Gewissen nur gestattet, damit unsere verwaiste Kirche in Amerika sich fort und fort der innigsten Gemeinschaft gerade mit Ihnen vor aller Welt rühmen könne.“ – Und auch noch geraume Zeit nach seiner Rückkehr äußerte sich Walther im „Lutheraner“ (1852, Nr. 20) über den Erfolg seiner Verhandlungen mit Löhe in hoffnungsvoller Weise folgendermaßen: Wir können es freilich nicht verhehlen, daß die mündlichen Verhandlungen keine in allen einzelnen Lehrpunkten völlige Einhelligkeit zu ihrem Ergebnisse hatten. Insonderheit stellte es sich heraus, daß zwischen uns eine für jetzt nicht zu hebende Differenz in betreff der Lehre von der Ordination stattfinde. Während wir nämlich festhielten, daß die Ordination im engeren Sinne nicht göttlicher Einsetzung und eine, wenn auch noch so ehrwürdige und heilsame, doch

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/99&oldid=- (Version vom 1.8.2018)