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letzteren Synode näher verwandt als mit Löhes kirchlichen Anschauungen. Die Buffalo- und die Missourisynode stellten zwei nur in Einzelheiten verschiedene, im übrigen aber auf dem gemeinsamen Boden des sog. Altlutheranertums stehende kirchliche Richtungen dar. Dies zeigte sich, als nach einigen Jahren Löhe mit seinen eschatologischen Anschauungen hervortrat. Das Verdammungsurteil, welches Missouri über Löhes sog. Chiliasmus fällte, war kein schrofferes als das Grabaus und seiner Synode. Indessen dieses Verhältnis zur Buffalosynode, das nie besonders eng gewesen war, sah man auf beiden Seiten ohne viel Betrübnis sich lösen. Viel schmerzlicher war die Aussicht, daß die in der Amtsfrage vorhandene Differenz eine Lösung der innigen und segensreichen Verbindung Löhes mit der Missourisynode herbeiführen könnte, für beide Teile. Beide waren daher anfangs von dem ernsten Wunsch nach einer friedlichen Ausgleichung des Gegensatzes beseelt. Zu diesem Zweck wurde eine lebhafte Korrespondenz über den Ocean herüber und hinüber geführt. Indes erwies es sich bald als unmöglich, auf brieflichem Wege die hervorgetretene Differenz zu heben. Deshalb richtete die Synode von Missouri an Löhe die dringende Einladung, zu persönlicher Anschauung der Verhältnisse und gegenseitiger mündlicher Aussprache auf einige Monate in ihre Mitte zu kommen. Löhe, der damals in schwere kirchliche Kämpfe in der Heimat verwickelt war, mußte die Einladung ablehnen. Da entschloß sich die Synode, ihre beiden hervorragendsten Männer, Walther und Wyneken als Delegaten nach Deutschland zu schicken, um Löhe, „den alten treuesten Freund der lutherischen Kirche Nordamerikas, den beredtesten Fürbitter derselben, wenn nicht vor Gott, so doch bei den Brüdern, in welchem die Missourisynode recht eigentlich ihren geistlichen Vater zu verehren habe“ (Lutheraner 1852, Nr. 13) mit Gottes Hilfe wiederzugewinnen, zugleich aber mit den verschiedenen lutherischen Kreisen Deutschlands innigere Verbindungen anzuknüpfen.

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/93&oldid=- (Version vom 1.8.2018)