Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/9

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

 „Auf jenen Aufruf hin wurden teils mir, teils der Redaktion des Sonntagsblattes so viele Gaben zugestellt, daß wir bald eine Summe von 600 fl. beisammen hatten. Bereits während diese Summe heranwuchs, hatte sich zwischen mir und meinem Freunde Wucherer die Frage nach der zweckmäßigsten Verwendung des Geldes erhoben. An den Stader Verein es einzusenden, trugen wir damals Bedenken. Dagegen fanden wir es ganz thunlich, durch unsre geringen Erfolge die Thätigkeit des eben entstandenen Dresdener Vereins für Nordamerika zu unterstützen, denn zu selbständigem Wirken hatten wir keine Lust. Man hatte uns auch immer gesagt, daß in einem Binnenlande, wie unsre Heimat ist, eine selbständige Missionsthätigkeit nicht gedeihen könne. Da wir nun eben drauf und dran waren, unser Geld nach Dresden zu schicken, schickte uns seinerseits der Dresdener Verein einen jungen Mann zu, der für Amerika vorbereitet werden sollte, – und dadurch bekam unsere Sache eine unerwartete Wendung. Ein wackerer Schüler meines Freundes Wucherer, der Schuhmachergeselle Adam Ernst aus Öttingen, arbeitete zu Asch in Böhmen und las da den Hilferuf für Nordamerika. Schon längst hätte er gern sein Leben dem Missionsberuf weihen mögen; nun wußte er erst recht, wohin, und sein Verlangen wendete sich zu den deutschen Lutheranern Nordamerikas. Seine Freunde in Asch bestärkten ihn in seinen Vorsätzen und er bat deshalb den Dresdener Verein für die lutherische Kirche Nordamerikas um Aufnahme unter die Dresdener Zöglinge. Wäre er aufgenommen worden, so würde eben dadurch unser Entschluß, unsere Gaben nach Dresden zu schicken, befestigt und zur Ausführung gebracht worden sein. Allein die Dresdener Freunde wiesen den Bittsteller ab und machten ihn aufmerksam, daß er in seinen heimatlichen, bayrischen Gegenden Gelegenheit genug finden könne, sich für eine heilbringende Thätigkeit in Nordamerika vorzubereiten. Ernst wandte sich nun an seinen ehemaligen Seelsorger, Herrn

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)