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Viertes Kapitel.

Streit über die Lehre von Kirche und Amt. Bruch der Missourisynode mit Löhe.


 Keime zu Differenzen zwischen Löhe und den Missouriern, wenn auch zunächst geringfügiger Art, machten sich frühe bemerkbar. Schon die 1846 entworfene Synodalkonstitution der Missourisynode erregte, wie wir sahen, bei Löhe Bedenken „wegen ihrer grundsätzlichen Einmischung demokratischer, independentischer, kongregationalistischer Principien in die Kirchenverfassung.“ Indessen zeigte sich bald, daß die dort hervorgetretene Differenz tiefer, nämlich in einer verschiedenen Anschauung vom heiligen Amt und seiner Stellung zu der Gemeinde, wurzelte. Löhes Anschauungen sind niedergelegt in seinen „Aphorismen über die neutestamentlichen Ämter und ihr Verhältnis zur Gemeinde“ vom Jahre 1849, und in den „neuen Aphorismen“ vom Jahre 1851, welch letztere wohl als seine bedeutendste theologische Leistung bezeichnet werden dürfen. Schon vor dem Jahre 1848 hatte er sein Augenmerk auf die zahlreichen Stellen in der Apostelgeschichte und den neutestamentlichen Briefen gerichtet, welche von dem Organismus und der Verfassung der christlichen Gemeinden handeln. Er staunte über den Reichtum von Belehrung und Weisung, den die zusammenfassende Betrachtung dieser Schriftstellen bot.[1] Die Erfahrungen des Jahres 1848, das die alten


  1. Als Merkwürdigkeit mag erwähnt werden, was Löhe dem Schreiber dieses erzählte, daß ihn, als er eines Tags mit der Niederschreibung seiner Aphorismen beschäftigt am Schreibtische saß, plötzlich ein helles, sinnenfällig wahrnehmbares Licht umstrahlt habe.
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/81&oldid=- (Version vom 1.8.2018)