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gewesen sein würden für Zeit und Ewigkeit, werden, wenn es ihnen möglich gemacht ist, einen eigenen Herd zu bauen, ehrbare, rechtschaffene Bürger sein und ihr Geschlecht wird im Segen wachsen und zunehmen. – Haben wir doch Beispiele, daß das stille, arbeitsvolle Leben in unseren Kolonien, wo zugleich Gottes Wort die Fülle und seelsorgerische Liebe ist, auch auf Gemüter, welche im Vaterlande für alles Gute erstorben schienen, siegreicher gewirkt hat, als beide, das auburnsche und philadelphische System zu wirken pflegen.“

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 Dies waren Löhes Gedanken bei der Gründung der vierten Kolonie, die um ihrer Bestimmung willen den Namen Frankenhilf tragen sollte. Der Ausführung des Planes stellten sich jedoch nicht zu besiegende Hindernisse entgegen. Zwar wurde im Jahre 1850 der Grund zu der Kolonie Frankenhilf gelegt. Einige Familien aus Franken und Schwaben und eine Anzahl lediger Personen hatten sich im Frühjahr 1850 dorthin auf den Weg gemacht und waren unter Anführung ihres Pastors (Kand. H. Kühn) glücklich bis Saginaw gelangt. Dort aber zog Frankenlust mit seiner schon entwickelteren Kultur und größeren Bequemlichkeit des Lebens mehrere Familien so an, daß sie ihrem ursprünglichen Vorsatz untreu wurden und sich in Frankenlust ansiedelten. Andere waren gezwungen, sich erst Verdienst zu suchen, um Reiseschulden abzutragen und sich etwas Vermögen zum Ankauf von Land zu erwerben. So kam es, daß von allen Auswanderern nur ein einziger Hausvater mit seiner Familie die Stätte der zukünftigen Ansiedlung erreichte, und dieser einzige war ein gebildeter Mann, der den Strapazen des amerikanischen Farmerlebens am wenigsten gewachsen zu sein schien, – übrigens kein Franke, sondern ein Schwabe, so daß Löhe scherzhaft die Gründung von Frankenhilf einen „Schwabenstreich“ nannte. Der treue Schwabe aber hielt mit der seinem Stamme eignen zähen Beharrlichkeit mutig aus und verlor das

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/76&oldid=- (Version vom 1.8.2018)