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unter die Kuh und ließ die erquickenden Milchstrahlen mit großem Wohlgefallen in seinen Mund laufen zu großer Erheiterung der Zuschauenden. Alles, was noch vor völligem Einbruch der Nacht geschehen konnte, war der Bau einer Einzäunung von kleinen Baumstämmen und das Anschüren eines Feuers für die kalte Nacht. Für mich ward noch ein altes Brett aus der Brücke genommen, welches ich mit Frau H. teilte, indem ich auf dem oberen Teile und sie auf dem unteren schlief. Am andern Tage trafen wir die Gefährten auf der Insel des Stone. Wir dankten dem HErrn, daß Er uns wieder zusammengeführt, und erquickten uns mit Speise, da wir alle der Ohnmacht nahe waren. Nachmittags trafen wir endlich sämtlich in der neuen Heimat ein. Die Bretter, 8500 Fuß, welche als Floß hinten an unsrer Fähre angehängt waren, hatten wir freilich mitten im Fluß zurücklassen müssen, weil durch Gras und Schilf die Schiffahrt bedeutend gehemmt wurde. Wir waren aber recht froh, daß doch alle anderen Sachen ohne große Kosten bis zu unsrer Heimat geschafft waren. Folgenden Tages ging es ans Vermessen des Landes; aber schon gegen Abend trat ungewöhnlich widriges Regenwetter ein, so daß für den folgenden Tag darin nicht fortgefahren werden konnte. Sie können sich kaum denken, wie beschwerlich das Ausmessen neuer unangebauter Gegenden ist, und die Lage unseres Ortes mehrte die Schwierigkeit noch. Es war erforderlich, daß alle Messungen bis mitten in oder durch den Fluß geschahen. Drei bis viermal mußten wir durch den Fluß selbst waten und kamen natürlich bis an die Brust ins Wasser. Dazu floß in den ersten acht Tagen unaufhörlicher Regen bei Tag und Nacht auf unsre leicht und schnell, dazu auch eng gebaute gemeinschaftliche Hütte, so daß uns viele Sachen verdarben. Endlich ließ am Ausgang der zweiten Woche der Regen nach, der Feldmesser vermaß die durchs Los zugeteilten Stücke, und am Sonnabend wurde die gemeinschaftliche Hütte verlassen. Diese gemeinschaftliche

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/72&oldid=- (Version vom 1.8.2018)