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Postillen, die so herzlich sind, Eure Erbauungsbücher, die so kindlich beten, Eure ganze heimatliche Literatur, die geistliche und jede andere, endlich Eurer Väter Sinn und Art, ja auch die Achtung diesseits und jenseits bei den Zeitgenossen; denn der ist wahrlich keiner Achtung wert, der seine Erstgeburt für ein Linsengericht dahingiebt. – – Darum behaltet, was Ihr habet! Behaltet es für Euch und Eure Kinder! Ergebet weder Euch, noch Eure Kinder den fremden Nationen. In Euern Häusern, in Euern Dörfern, in Euern Städten, in Euern Schulen, in Euern Kirchen, in Euern Synoden lebe und herrsche die deutsche Sprache Eurer deutschen Kirche, das beste Wort des besten Sinns, der schönste Laut zum edelsten Gedanken. Ferne aber bleibe von Euch die Strafe, die sich an Verachtung Eurer Muttersprache knüpft. Denn wahrlich, ein Deutscher, der nicht deutsch ist, ist ein gestrafter Mann auf Erden, weil ihm alle Privilegien, die ihm Gott vor den Nationen aus Gnaden gab, entwendet und – mit nichts erstattet werden!

 „Gott sei mit Euch, deutsche Brüder! Gott erhalte Euch uns und Seiner Kirche! Durch Euch, bei Euch jenseits, durch uns, bei uns diesseits blühe und gedeihe Gottes Kirche! Es müsse wohlgehen Jerusalem in allen Landen, und die Braut des HErrn freue sich überall auf dem Erdboden! Amen.“

 Ein kirchliches Interesse und mit ihm eng verbunden und ihm dienend ein deutsch-nationales Interesse war es also, welches bei der Gründung der folgenden Kolonien regierte. Der Trieb zur Auswanderung war einmal vorhanden, er brauchte nicht geweckt oder auch nur genährt zu werden – davor hütete man sich grundsätzlich –, aber der Strom der Auswanderung sollte vor Zersplitterung bewahrt und in die Kanäle lutherisch-kirchlichen Gemeindelebens geleitet werden. Als ermutigt durch die hoffnungsvoll klingenden Briefe der ersten Kolonisten eine nicht geringe Anzahl ihrer Freunde und Verwandten in der Heimat den Entschluß faßte, ihnen

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/68&oldid=- (Version vom 1.8.2018)