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Drittes Kapitel.
Neue Kolonisationsunternehmungen.


 Bei der Gründung von Frankenmut hatte man lediglich die Anlegung einer Missionskolonie im Sinne. Es lag aber nahe, mit der Kolonisation auch andere Zwecke zu verbinden. Und so sehen wir in der That in Löhes Kolonisationsunternehmungen den kirchlichen, den deutsch-nationalen und den socialen Gesichtspunkt nacheinander in den Vordergrund treten.

 Im Jahre 1847 schrieb Löhe: „Ohne Ende steigt dem Betrachter des jenseitigen Elends der Gedanke auf, daß sich diese Massen deutscher Lutheraner von vornherein gemeindeweise, ja gemeindenweise möchten zusammengesiedelt haben. Immer erneut sich der Seufzer: Ach, daß man sie so heraus suchen muß aus allen möglichen Stämmen! Daß es so schwer ist, die Geister zuhauf zu bringen, nachdem die Leiber so sündlich zerstreut und vereinzelt sind. – Und da man hier nun einmal nicht mehr helfen kann, da in tausend und aber tausend Fällen das unglückliche Versehen gar nicht mehr gut zu machen ist: was liegt zunächst, wenn nicht der Wunsch, daß doch in Zukunft der Zerstreuung und Vereinzelung gewehrt, die Einwanderer zu gemeinsamer Ansiedlung vermocht und ganze Gegenden in aller Stille nur mit deutschen Glaubensgenossen besetzt werden möchten! Kein Mensch nimmt sich der Kolonisten an. Ist’s denn nicht Lieb und Tugend, wenn die Diener der Kirche es thun und möglichst sorgen, daß die Kolonisation vom Geiste der Kirche durchdrungen werde?“

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/65&oldid=- (Version vom 1.8.2018)