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unter den Indianern werden würde. Doch sollte diese Hoffnung sich nicht erfüllen. Die nächste Folge dieser Blutthat war, daß die übrigen Missionare, die nun auch ihr Leben für bedroht achten mußten, die Station am Powder-River räumten und nach Deercreek an dem gleichnamigen in den nördlichen Platte-River sich ergießenden Flüßchen an der Westgrenze Nebraskas sich zurückzogen und die anfänglich hoffnungsvolle Arbeit unter den Upsarokas aufgaben. Doch wurde dafür von der Station Deercreek aus eine missionierende Thätigkeit unter dem Indianerstamm der Cheyennes (oder „Zizistas“, wie sie sich selbst nennen) eröffnet, unter welchen die Missionare freundliche Aufnahme fanden. Mit großer Mühe war es den letzteren gelungen, die schwierige Cheyennessprache zu erlernen. Einer der Brüder hatte mit drei ihm übergebenen Cheyenneknaben, welche die poetischen Namen muchsianoé (brauner Mokasin), ékois (kleiner Knochen) und mistáhemik (Eulenkopf) führten, eine Indianerschule begonnen. Der Erstgenannte wurde am Christfest 1863 getauft. Auch an den Seelen der Erwachsenen begann das Wort zu arbeiten. Der von den Missionaren in Predigten und Einzelgesprächen reichlich ausgestreute Same schien keimen zu wollen. Da brach im Jahr 1864 ein großer Indianeraufstand in Nebraska und Idaho aus und vernichtete mit jäher Schnelle die Frucht so vieler Mühe und Arbeit. Die Indianer, durch die Habsucht und die tyrannische Bedrückung von seiten der sie umgebenden weißen Bevölkerung längst erbittert, sannen seit Jahren auf Rache. Gleich nach der Ankunft der Brüder in Deercreek hatte ihnen ein befreundeter Sioux gesagt: „Jetzt sind wir Freunde, aber im nächsten Frühjahr bin ich euer Todfeind. Wir werden einen Krieg durchs ganze Land führen.“ Wohl erfüllte sich die Drohung nicht alsobald, aber im Herbst des Jahres 1864, als infolge des unseligen amerikanischen Bürgerkriegs, der alle militärischen Kräfte nach dem Kriegsschauplatze zog, Nebraska von Truppen

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/63&oldid=- (Version vom 1.8.2018)