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wuchs zwar anfangs die Arbeit. Nachdem der Missourisynode die beiden Missionsstationen Frankenmut und Bethanien übergeben worden waren, überließ auch P. Schmidt in Ann-Arbour die bis dahin von der Michigansynode gepflegte Missionsstation, Siboying, derselben Synode. Von Siboying aus wurde auch eine andere nahe gelegene Station Shebahyongk bedient, woselbst sich eine kleine christliche Indianergemeinde, die aus Canada eingewandert war, niedergelassen hatte. So war gleichzeitig an mehreren Orten die Missionsthätigkeit unter den Indianern in Angriff genommen und die Hand an den Pflug gelegt worden. Aber freilich, die Hoffnungen auf Erfolg minderten sich immer mehr herab.

 Im Jahre 1852 schrieb Missionar Diehlmann, der früher in Aden in Arabien gewirkt hatte, unter dem Eindruck eines mehrmonatlichen Aufenthalts in Michigan: „Eine recht hoffnungsvolle neue Missionsunternehmung ist in Michigan kaum mehr möglich. Die Indianer sind in diesem Staate so dünn gesät, daß sie durchschnittlich nur in kleinen Stammesüberresten von 10–20 Familien zusammenleben, die überdies noch mehr als durch die Verschiedenheit der Sprache durch gegenseitiges Mißtrauen getrennt sind. Dazu wird Michigan durch zahlreiche Einwanderung immer dichter besiedelt. Die rings um sie her erblühende Civilisation reizt die Indianer nicht zur Nacheiferung, sondern macht ihr Elend nur fühlbarer und in der That auch größer; selbst die getauften Indianer sind kaum zu ernster, regelmäßiger Arbeitsamkeit zu gewöhnen. Der Anblick ihres Zustandes hat mir den traurigen, aber unverwischlichen Eindruck gegeben, daß dieses Volk als solches untergehen werde. Die Mission unter ihnen mag, wie ein Missionar sich ausdrückte, ein christliches Grabgeläute für sie werden, ein freundliches Abendrot, dem für diese Zeit kein fröhlicher Morgen folgt.“

 Löhe ließ sich dennoch durch solche Erfahrungen im Eifer für die Indianermission nicht entmutigen. Er meinte, es sei Zweck und

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/60&oldid=- (Version vom 1.8.2018)