Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/56

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Gottes Wort unter euch dulden und das Verlangte thun wollt oder nicht.“

 Nun folgte eine längere Pause. Darauf sagte der Häuptling in tiefem Tone: „Entschließt euch und antwortet.“ Der Älteste unter ihnen, Asinis, der kleine Stein mit Namen, erwiderte: „Wir haben gar nichts zu antworten, wir warten darauf, was du sagen wirst.“ „Nun“ – sagte der Häuptling, – „ich für meine Person freue mich sehr, daß mein Bruder hier unter uns wohnen will, und daß wir Gelegenheit haben sollen, Kishemanitos Wort zu hören. Ich will mich gern dazu einstellen und will auch meine Kinder zum Unterricht schicken. Ich habe zwar wenig mehr zu sagen; ich bin ein alter Mann und werde bald meinen Vätern nachfolgen. Ich möchte aber diese Sache beendet wissen; ich möchte mein Volk auf einem guten Weg sehen, ehe ich sterbe. Ich möchte bald ein Schulhaus hier erbaut sehen. Ich wünsche, daß mein Bruder bald unter uns wohnete. Das ist’s, was ich sagen wollte.“ Nindikit. (Ich habe geredet). „Aouh“ grunzte es von allen Seiten.

 Darauf redete der Missionar wieder, einige Männer sagten ihre Meinung, und zum Schluß gab es ein allgemeines Händeschütteln so kräftiger Art, daß es der Missionar bis in die Schulter hinauf fühlte. Damit war die Versammlung geschlossen.

 Mit Hilfe etlicher Frankenmuter errichtete Baierlein nun ein Blockhaus, 30 Fuß lang und 20 Fuß breit, welches nicht bloß zum Wohnhaus für ihn und seine Familie, sondern auch als Schulhaus und Kirche dienen mußte. Er verfaßte ein Buchstabier- und Lesebuch in der Chippewaysprache; biblische Geschichten Alten und Neuen Testamentes bildeten die Lesestücke. Dieses Büchlein machte unendliche Freude. Die Kinder lernten mit Lust und hatten bald die edle Lesekunst erlangt. Daheim lasen sie ihren Eltern – oft noch mit vielem Stammeln – die wunderbaren Geschichten vor, die in dem Büchlein standen. Da

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/56&oldid=- (Version vom 1.8.2018)