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der Stolz des natürlichen Menschen, der bei dem Indianer noch gesteigert ist durch das Bewußtsein von der vermeintlichen Überlegenheit seiner Rasse über alle andern, als ein großes Hindernis zu nennen. Der Indianer hält sich für den Liebling des großen Geistes.[1]

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 Ein zweites Erschwernis der Mission unter den Indianern ist ihre schweifende Lebensweise, ihr Mangel an festen Wohnsitzen, ihre Abneigung gegen den Ackerbau und ihre Abschließung gegen den


  1. Charakteristisch ist in dieser Beziehung eine von Missionar Baierlein mitgeteilte, bei den Seminolen in Florida sich findende Sage über die Entstehung des Menschen:
     „Der große Geist schuf die Menschen also. Er nahm etwas Staub in seine Hand, mischte und trocknete ihn. Hierauf blies er ihn an, warf ihn aus seiner Hand – und der große Geist war traurig. Der Mann, den er geschaffen, sah schwach und kränklich aus; er war weiß. – Der große Geist sah ihn an und sprach: Weißer Mann! ich habe dir das Leben gegeben; doch bist du nicht das, was ich eigentlich wollte. Doch will ich dir das Leben nicht nehmen. Tritt zur Seite! – Der große Geist mischte den Staub von neuem, trocknete ihn und blies ihn an – und war wieder bekümmert. Der Mann war schwarz und häßlich, und darum befahl er auch ihm, zur Seite zu treten. – Der große Geist mischte den Staub von neuem, blies ihn an und – lächelte, denn vor ihm stand ein roter Mann. Langsam sanken nun durch eine Öffnung drei Kisten herab. Der große Geist sprach: Diese drei Kisten enthalten die Werkzeuge, womit ihr euch euern Lebensunterhalt verschaffen sollt. – Weißer Mann, du bist nicht mein Liebling, doch habe ich dich zuerst geschaffen, darum öffne zuerst die Kisten und wähle! Der weiße Mann wählte die Kiste, welche Federn, Tinte, Papier und all die Dinge enthielt, die die weißen Leute zu gebrauchen Pflegen. Dann wandte sich der große Geist zum roten Mann und sagte lächelnd zu ihm: Komm, mein Liebling und wähle! Der rote Mann wählte eine Kiste voll von Biberfellen, Bogen, Pfeilen und allen den Dingen, welche die Indianer gebrauchen. Darauf sprach der große Geist zum schwarzen Mann, indem er auf die letzte Kiste zeigte: Du kannst diese nehmen! Sie war voller Hacken und Äxte und all der Dinge, welcher sich die schwarzen Männer bedienen, wenn sie für den roten und den weißen Mann arbeiten.“
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/53&oldid=- (Version vom 1.8.2018)