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und suchten in den Herzen der Indianer Mißtrauen gegen ihre deutschen Freunde zu säen. Sie schämten sich nicht, Lügen zu verbreiten wie die, daß die Christen in Frankenmut Schlangenanbeter seien, weil sie in ihrer Kirche ein Kruzifix hatten, auf welchem zu Füßen des Kruzifixus eine Schlange mit zerknirschtem Kopfe dargestellt war. Auch später noch suchten sie die kaum dem Christentum gewonnenen Seelen durch die unwürdigsten Umtriebe ihren Lehrern abspenstig zu machen. Die Indianer fühlten aber doch bald den Unterschied zwischen den lutherischen und den methodistischen (englisch-redenden) Missionaren heraus. „Animah (die Deutschen) gut, Tshimokoman (die Englischen) nicht gut“ pflegten sie oft zu sagen. Das lärmende, aufgeregte Wesen der methodistischen Bekehrungsweise und Andachtsübungen, welches dem lebhaften und leidenschaftlichen Temperament des südamerikanischen Negers so sympathisch ist, stieß den würdevollen, mit dem Ausdruck seiner Empfindungen an sich haltenden Ernst des Indianers ab. Der Häuptling Bemassiké sagte einmal in Gegenwart des Missionars Baierlein zu seinen Stammesgenossen: „Es kommen zuweilen Vögel von unsrer Farbe hieher und bringen neue Dinge, die nicht gut sind. Wenn ihr diesen Weg einschlagen, so heulen und euch so gebärden solltet wie sie (er meinte damit das wilde Gebaren der Methodisten), so würde mir das sehr wehe thun. Hingegen würde es mich freuen, wenn ihr alle in der Weise unterrichtet würdet, wie mein Bruder hier (der Missionar) euch unterrichten will, und wie ich ihre Weise an ihrem Ort und ihre Gottesdienste in Frankenmut und auch in Detroit gesehen habe.“

 So schien sich denn für die Frankenmuter Missionsgemeinde eine Thür zu den Indianern zu öffnen. Freilich großen Hoffnungen durfte man sich nicht hingeben.

 Es ist ja bekannt, mit welchen besonderen Schwierigkeiten die Mission unter den Indianern zu kämpfen hat. Da ist vor allem

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/52&oldid=- (Version vom 1.8.2018)