Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/50

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zwölfte Abschnitt besteht nur aus einem Paragraphen, der also lautet: „Abfall von unsrer Konfession zieht die Notwendigkeit nach sich, unsre Gemeine zu verlassen. Wir gründen eine politische Gemeine, die nur aus Lutheranern besteht.“


 Die vorstehenden Auszüge aus der Frankenmuter Kirchenordnung beweisen jedenfalls, daß dieselbe ziemlich hohe sittliche Anforderungen an das persönliche Christenleben wie an das kirchliche Gemeinschaftsleben stellte. Wenn auch die Wirklichkeit hinter dem Ideal zurückblieb, so muß doch anerkannt werden, daß das kirchliche Leben der Frankenmuter Gemeinde, namentlich in den gehobeneren Anfangszeiten, auf einer erfreulichen Höhe stand. Ihr Seelsorger, ein nüchterner Mann, konnte seiner Gemeinde das Zeugnis geben: „Im ganzen ist der Stand der Gemeinden gut, besonders hier. Grüne Fluren, ja weiße Erntefelder dehnen sich immer weiter aus. Käme ein nicht ganz feindseliger Beobachter von Deutschland herein und sähe das Resultat – er ginge wohl nicht mit Unrecht als ein Lobredner der hiesigen Verhältnisse davon, da das englische Gift noch wenig in unsre Marken gedrungen ist und einen ein gesundes deutsches kirchliches Leben in junger Blüte anlacht, so daß, wenn nur das kommende Geschlecht der Väter Erbe treu bewahrt, zu hoffen steht, daß die hiesigen Gemeinden ihren verirrten Stammes- und Glaubensbrüdern in diesem Lande noch mit Gottes Hilfe werden als Lichter leuchten können gleich den wackeren sächsischen Gemeinden, die als eine wohlgeordnete Phalanx dastehen.“ – Der Kirchenbesuch in Frankenmut war ein fleißiger. In dem von den Kolonisten erbauten Blockkirchlein wurden täglich Morgen- und Abendgottesdienste gehalten. Fast jeden Sonntag fanden sich zahlreiche Kommunikanten zum Tisch des HErrn. – Die ersten Ansiedler in Frankenmut hatten, um die Freude am heimatlichen Glockenton in den Prairien Amerikas nicht entbehren zu müssen, aus der Heimat zwei Glocken mitgebracht. Auf einer dieser Glocken war das Bild des Märtyrers Laurentius angebracht, zum Andenken

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/50&oldid=- (Version vom 1.8.2018)