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Saginaw City, ließen sich die ersten Kolonisten nieder, nachdem sie 680 Acres Land um 1700 Dollars angekauft hatten.

 Die Anfänge der Kolonie waren mühselig. Die Klärung des Urwalds schuf harte Arbeit. Dazu war das Eingewöhnen eine schwere Sache. Alles mutete den deutschen Ankömmling so fremdartig an: nicht nur die Menschen, ihre Sprache, ihre Lebensweise, sondern auch die Landschaft mit ihrem von deutschen Gegenden so gänzlich abweichenden Charakter. „Man kann – schrieb später ein Kolonist – sich in Deutschland gar keinen Begriff von dem Ansehen einer nordamerikanischen Landschaft machen. Der Anblick ist so armselig und traurig, daß die Leute, wenn sie hereinkommen, oft mit großen Erwartungen von dem herrlichen Lande, in Thränen ausbrechen und sich gar nicht zufrieden geben wollen. Da ist durch den Wald kein Weg, sondern über umgefallne Bäume, durch Dickicht und lange Sümpfe, durch die man nur mühsam auf hingestürzten Stämmen kommen kann, führt der Weg in die Ansiedlung. Eine öde Stille herrscht in diesen Wäldern, welche nur bisweilen durch das unheimliche Ächzen einer Eule oder das Pfuchzen der Eichhörnchen oder einen Wildruf unterbrochen wird. Singvögel giebt es gar nicht. Endlich nachdem man sich todmüde gewatet, geklettert und gestolpert hat, kommt man an eine Ansiedlung. Da sieht es auch traurig aus. Ein freier Platz, von einem Zaune von kreuzweise übereinander gelegten Riegeln eingefriedigt; in der Mitte eine elende Hütte, von unbeschlagenen Blöcken aufgeführt. Das elendeste Dorf in Deutschland hat Paläste dagegen.“

 Doch nach den ersten Jahren harter Arbeit entwickelten sich in der neuen Kolonie gedeihlichere Zustände, ja es erblühte bald ein gewisser Wohlstand und Behaglichkeit des äußeren Lebens. Die Mehrzahl der Eingewanderten würde keine Lust mehr gehabt haben, die neue Heimat mit dem alten Vaterlande zu vertauschen, wenn auch in dem in Kolonistenbriefen häufig wiederkehrenden Urteil:

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/47&oldid=- (Version vom 1.8.2018)