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oder auch nicht u. dergl. Ich meinte, daß alle Sachen, die zur inneren Verwaltung der einzelnen Gemeinde gehören, der verordnenden und richterlichen Gewalt der Synode nicht unterworfen sein sollten.“

 Diesen Anschauungen gegenüber vertraten die Neuendettelsauer Sendlinge, namentlich Dr. Sihler, im Anfang die Löheschen Verfassungsideen nicht ohne Verständnis. Aus Stellen wie Akt. 15, 36; 1 Tim. 1, 3; 5, 20 etc. suchten sie die Schriftmäßigkeit und Ersprießlichkeit eines kirchlichen Aufsichtsamtes darzuthun.

 Indes der ihnen imponierenden theologischen Überlegenheit Walthers gegenüber ließen sie die Vertretung dieser Gedanken nur zu bald fallen. Ihre Bedenken wegen der Gleichberechtigung der Gemeindedeputierten in der Synodalversammlung wußte Walther durch Hinweis auf Akt. 15, wonach man annehmen (!) müsse, daß auch die Gemeinde in der dem Apostelkonzil vorliegenden Frage mit beraten und beschlossen habe, zu beschwichtigen. Ihr Antrag, eine etwas größere Vollmacht in die Hände des Präses zu legen, wurde unter den in Amerika obwaltenden Verhältnissen als unausführbar bezeichnet und abgewiesen. Doch war der Wunsch nach einer synodalen Einigung auf beiden Seiten zu lebhaft, als daß man ihn so leichthin aufzugeben geneigt gewesen wäre.

 Die sächsischen Pastoren in Missouri, damals erst 12 an der Zahl, sahen in dem Beitritt von Löhes Sendlingen, deren Zahl die ihrige bereits um das Doppelte überstieg, und die zum Teil schon ansehnliche Gemeinden im Osten Amerikas bedienten, eine willkommene Verstärkung ihres eigenen kleinen Heerlagers und eine Erfolg verheißende Förderung der Sache der lutherischen Kirche in Amerika überhaupt. Als P. Walther Löhes Sendlinge, die Pastoren Ernst und Lochner, zum ersten Male in St. Louis predigen hörte, vergoß er Thränen vor Freude, in ihnen Glaubensbrüder und Bundesgenossen gefunden zu haben. Andernteils fühlten Löhes

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)