Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/33

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Nicht als ob er sich gegen die synodale Verfassung der Kirche an und für sich ablehnend verhalten hätte, aber er wünschte dem Synodalpräses als dem primus inter pares eine bedeutendere und einflußreichere Stellung, die eine väterliche Aufsicht und Leitung des Ganzen ermöglichte. Und anstatt einer Laienvertretung gegenüber dem Amte wünschte er eine Wiedererweckung des Diakonats nach Akt. 6. Allein die sächsischen Pastoren in Missouri, bei welchen die Erinnerung an die erst kürzlich überwundene päpstische Tyrannei eines Stephan noch zu frisch war, traten solchen Gedanken mit einem leicht erklärlichen Mißtrauen entgegen.

.

 „Ich muß gestehen, – schrieb P. Walther an Dr. Sihler – daß ich vor einer eigentlichen Repräsentativverfassung einen gewissen horror habe. In der heiligen Schrift kann ich sie nicht finden. Nun ist’s wohl wahr, daß wir Christen in der Verfassung Freiheit haben; aber ich kann mich kaum von der Meinung trennen: je freier die Kirchenregierung in einem Freistaat wie der unsrige ist, desto wirksamer wird sie sein; vorausgesetzt, daß das Wort in aller seiner Kraft in den Gemeinden gepredigt wird, während alles Zwingende, das nicht unmittelbar aus dem Worte fließt, leicht Renitenz hervorruft und den Grund zu häufigen Separationen legt. Ich habe bisher die Synodalverbindung nicht als eine Konzentrierung der Kirchengewalt betrachtet; ich meinte, sie sollte nur die kirchliche Einigung der Specialgemeinden darstellen, deren Gaben und Kräfte vereinigen zum Kampfe wider eindringendes Verderben in Lehre und Leben, zur Ausführung der das allgemeine Wohl der Kirche betreffenden Werke, zur Erhaltung und Förderung der Einigkeit im Glauben und in der Liebe, zur Erstrebung einer größtmöglichen Gleichförmigkeit in der Liturgie auf dem Wege der Anempfehlung, zur Ermöglichung einer geordneten Bestellung des Ministeriums, zur Konstituierung eines Schiedsgerichts für Prediger und Gemeinden, zu welchem man einen Rekurs nehmen könnte

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/33&oldid=- (Version vom 1.8.2018)